Geburtstagsgedichte zum 25.

Werde, was Du noch nicht bist,
bleibe, was Du jetzt schon bist:
In diesem Bleiben und diesem Werden
liegt alles Schöne hier auf Erden.

Franz Grillparzer

Wirklich, er war unentbehrlich,
überall, wo was geschah,
zu dem Wohle der Gemeinde,
er war tätig, er war da.

Schützenfest, Kasinobälle,
Pferderennen, Preisgericht,
Liedertafel, Spritzenprobe,
Ohne ihn, da ging es nicht.

Ohne ihn war nichts zu machen,
keine Stunde hatt‘ er frei.
Gestern, als sie ihn begruben,
war er richtig auch dabei.

Wilhelm Busch

Meine kurzen Wünsche sind
eine gute Sache
heute fürs Geburtstagskind:
Lebe! Liebe! Lache!

Friedrich Morgenroth

Will das Glück nach seinem Sinn
dir was Gutes schenken,
sage Dank und nimm es hin
ohne viel Bedenken.

Wilhelm Busch

Briefträger setzen sich in Trab,
Sie reissen fast die Klingel ab,
Sogar Pakete treffen ein –
Mög es das ganze Jahr so sein!

Herren, Damen kommen zu Hauf,
Sie setzen die besten Gesichter auf,
Du selber blickst gutlaunig drein –
Mög es das ganze Jahr so sein!

Im Hause ruht der Bruderstreit,
George, Theo markieren Artigkeit,
Sanfte Stimmung bei gross und klein –
Mög es das ganze Jahr so sein!

Der Himmel ist blau, die Luft ist klar.
Auf dem Simse zwitschert ein Spatzenpaar,
Am Fenster aber lacht Sonnenschein –
Mög es das ganze Jahr so sein!

Theodor Fontane

Freude soll nimmer schweigen.
Freude soll offen sich zeigen.
Freude soll lachen, glänzen und singen.
Freude soll danken ein Leben lang.
Freude soll dir die Seele durchschauern.
Freude soll weiterschwingen.
Freude soll dauern
Ein Leben lang.

Joachim Ringelnatz

Alles fügt sich und erfüllt sich,
musst es nur erwarten können
und dem Werden deines Glückes
Jahr‘ und Felder reichlich gönnen.

Bis du eines Tages jenen
reifen Duft der Körner spürest
und dich aufmachst und die Ernte
in die tiefen Speicher führest.

Christian Morgenstern

18 Jahre wirst Du heut, darauf hast Du Dich schon lange gefreut! Trotz allem – das ist klar – sind wir weiter für Dich da!

Ich wünsche, dass dein Glück
sich jeden Tag erneue,
dass eine gute Tat
dich jede Stund erfreue!
Und wenn nicht eine Tat,
so doch ein gutes Wort,
das selbst im Guten wirkt,
zu guten Taten fort.
Und wenn kein Wort,
doch ein Gedanke schön und wahr,
der dir die Seele mach
und rings die Schöpfung klar.

Friedrich Rückert

Willst du dir ein hübsch Leben zimmern,
Musst dich ums Vergangne nicht bekümmern;
Das Wenigste muss dich verdrießen;

Musst stets die Gegenwart genießen,
Besonders keinen Menschen hassen
Und die Zukunft Gott überlassen.

Wolfgang Goethe

Ach, wie schön, dass Du geboren bist!
Gratuliere uns, dass wir Dich haben,
Dass wir Deines Herzens gute Gaben
Oft genießen dürfen ohne List.

Deine Mängel, Deine Fehler sind
Gegen das gewogen harmlos klein.
Heut nach vierzig Jahren wirst du sein:
Immer noch ein Geburtstagskind.

Möchtest Du: nie lange traurig oder krank
Sein. Und wenig Hässliches erfahren.-
Deinen Eltern sagen wir unseren
Fröhlichen Dank dafür,
Dass sie Dich gebaren.

Gott bewirke Dir
Alle Deine Schritte;
Ja, das wünschen wir,
Deine Freunde und darunter (bitte)
Dein

Joachim Ringelnatz

Mit vierzig Jahren ist der Berg erstiegen,
wir stehen still und schau’n zurück,
dort sehen wir der Kindheit stilles liegen
und dort der Jugend lautes Glück.

Noch einmal schau, und dann gekräftigt weiter.
Erhebe deinen Wanderstab!
Hin dehnt ein Bergesrücken sich, ein breiter,
und hier nicht, drüben gehts bergab.

Nicht atmend aufwärts brauchst du mehr zu steigen,
die Ebne zieht von selbst dich fort;
dann wird sie sich mit dir unmerklich neigen,
und eh du’s denkst, bist du im Port.

Friedrich Rückert

Es heißt wohl: Vierzig Jahr ein Mann!
Doch mit vierzig fängt die Fünfzig an.

Es liegt die frische Morgenzeit
Im Dunkel unter mir so weit,

Dass ich erschrecke, wenn ein Strahl
In diese Tiefe fällt einmal.

Schon weht ein Lüftchen von der Gruft,
Das bringt den Herbst-Resedaduft.

Theodor Storm

Wer die Körner wollte zählen,
Die dem Stundenglas entrinnen,
Würde Zeit und Ziel verfehlen,
Solchem Strome nachzusinnen.

Auch vergehn uns die Gedanken,
Wenn wir in dein Leben schauen,
Freien Geist in Erdeschranken,
Festes Handeln und Vertrauen.

So entrinnen jeder Stunde
Fügsam glückliche Geschäfte.
Segen dir von Mund zu Munde!
Neuen Mut und frische Kräfte!

Johann Wolfgang von Goethe

Der Bäcker bringt dir Kuchenbrot,
Der Schneider einen Mantel rot,
Der Kaufmann schickt dir, weiß und nett,
Ein Puppenkleid, ein Puppenbett
Und schickt auch eine Schachtel rund
Mit Schäfer und mit Schäferhund,
Mit Hürd‘ und Bäumchen, paarweis je,
Und mit sechs Schafen, weiß wie Schnee,
Und eine Lerche, tirili,
Seit Sonnenaufgang hör‘ ich sie,
Die singt und schmettert, was sie mag,
Zu meines Lieblings Namenstag.

Theodor Fontane

Den ersten Frühling hast Du nun gesehn,
die ersten Blümchen und den ersten Schnee.
Du lerntest auf den kleinen Füßchen gehn und stehn,
erlebtest Deine ersten Freuden und das erste Weh.

Als Du die kleinen Händchen Dir am Ofen hast verbrannt,
da rollten dicke Tränen über Dein Gesicht.
Die Mutter hatte Dich gewarnt und oft ermahnt,
nun zahltest Du das erste Lehrgeld Deines Lebens, kleiner Wicht.

Noch bist Du rein und ohne Argwohn, kleiner Mann,
und gute Hände schützen Dich vor jedem Leid.
Wenn Du dereinst allein bist, denke stets daran:
Wo Schmetterlinge fliegen, sind die Wespen auch nicht weit.

Nun strampelst Du mit Deinen kleinen Beinchen in das zweite Jahr.
Steh immer fest darauf – auch wenn wir nicht mehr sind.
Lass Deine Augen immer leuchten froh und sonnenklar
und glaube an das ewig Gute – Du, mein Kind.

Fred Endrikat

Obgleich kein Gruß, obgleich kein Brief von mir
So lang dir kömmt, lass keinen Zweifel doch
Ins Herz, als wär’ die Zärtlichkeit des Sohns,
Die ich dir schuldig bin, aus meiner Brust
Entwichen. Nein, so wenig als der Fels,
Der tief im Fluss vor ew’gem Anker liegt,
Aus seiner Stätte weicht, obgleich die Flut
Mit stürm’schen Wellen bald, mit sanften bald
Darüber fließt und ihn dem Aug’ entreißt,
So wenig weicht die Zärtlichkeit für dich
Aus meiner Brust, obgleich des Lebens Strom
Vom Schmerz gepeitscht bald stürmend drüber fließt,
Und von der Freude bald gestreichelt still
Sie deckt und sie verhindert, dass sie nicht
Ihr Haupt der Sonne zeigt und ringsumher
Zurückgeworfne Strahlen trägt und dir
Bei jedem Blicke zeigt, wie dich dein Sohn verehrt.

Johann Wolfgang von Goethe

wir wünschen alles Gute
zu deinem neuen Jahr.
Es soll noch besser werden
als das alte war.

Glück, Freude und Gesundheit
soll’n dir beschieden sein.
Und dieses kleine Päckchen,
das ist von jetzt an dein.

Wir haben uns versammelt
an diesem schönen Ort.
Und wenn’s jetzt nix zu essen gibt,
dann geh’n wir wieder fort.

Mit fünfundzwanzig hält sich jeder für ein Genie
und hüb‘ die Welt aus den Angeln, wüßt‘ er nur wie!
Mit dreißig, vierzig dann wird’s stiller
und ruhiger am Horizont,
und schließlich gibt er zu, auch Schiller
und Goethe hätten was gekonnt.

Cäsar Otto Flaischlen

Das Alter

Das Alter ist ein höflich‘ Mann:
Einmal übers andre klopft er an;
Aber nun sagt niemand: Herein!
Und vor der Türe will er nicht sein.
Da klinkt er auf, tritt ein so schnell,
Und nun heißt’s, er sei ein grober Gesell.

Johann Wolfgang von Goethe

Noch gern der Zeit gedenk ich,
als alle meine Glieder noch gelenkig,
bis auf eins.
Die Zeit ist längst vorüber,
steif sind alle meine Glieder,
bis auf eins.

Sind ein Paar kalter
Freunde Winter und Alter:
Winter schröpfend,
Alter erschöpfend;
Winter zwackend,
Alter plackend;
Winter pustend,
Alter hustend;
Winter geht,
Alter steht:
Gerne wär‘ ich der beiden quitt,
nähme Winter das Alter mit.

Friedrich Rückert

Mich frug mein Freund, wie viele Lebensjahre
bereits auf meinen Schultern ruhten?
Ich sprach: „Im besten Falle zwei Minuten.“
Er wies bestürzt auf meine weißen Haare.

Da sagte ich: „Wir müssen klar erkennen,
wie sich verteilt des Lebens Wert und Maß.
Ich küßte einmal so, daß ich es nie vergaß…
Den Rest des Erdenseins kann ich nicht Leben nennen…“

Ali Ibn Al Andalusi Hazm

Alles Gute wünsche ich dir heute,
Viele Geschenke und vor Allem nette Leute.
Und zu deinem Wiegenfeste
wünsch ich dir natürlich nur das Beste.

Amalia von Wendlingen

Wer will vergnüglich alten,
soll mit niemand Feindschaft,
mit jedermann Freundschaft,
mit wenigen Gemeinschaft,
mit vielen Kundschaft halten
und lassen Gott dann walten.

Georg Rudolf Weckherlin

Ein schönes Alter ist des Lebens Krone;
Nur dem, der sie verdient, wird sie zum Lohne!
Wer lange trug des Daseins schwere Bürde
Und alt sein Haupt noch aufrecht hält mit Würde,
Gibt dadurch Zeugnis, daß er seinem Leben
Von Jugend auf den rechten Halt gegeben.

Friedrich Martin von Bodenstedt

Frisch und munter, frei und froh,
die Sonne scheine nicht irgendwo,
sondern auf dich und dein Gesicht.
Wind im Rücken und Moos in der Tasche,
das wünscht dir dieses kleine Gedicht,
Ach lach nicht, das ist halt meine Masche.

Amalia von Wendlingen